Susanne Himmelsbach | StudentenPACK.

Lesen? Schreiben? Kreuzen? Um den Überblick zu behalten, braucht man erstmal einen Plan

Alle Wege im Medizinstudium führen zum Hammerexamen. Es sei denn man entscheidet im PJ noch kurzfristig, dass ein Mathematikstudium ohne Patientenkontakt doch besser geeignet wäre. Alle anderen müssen einen Weg einschlagen, der sie irgendwie durch die Lernphase und im besten Fall auch noch durch den 2. Abschnitt der ärztlichen Prüfung bringt.

Die sicherste Methode ist bestimmt die, in der man bestenfalls bereits im Grundstudium, aber spätestens nach dem Physikum anfängt, jede Vorlesung und jedes Seminar vor- und nachzubereiten, regelmäßig den Stoff von Semesterbeginn und Vorjahren wiederholt und so kontinuierlich alles Wissen, das es über die Medizin und den Menschen gibt, in sich einsaugt.

All diejenigen, die aber noch ein, zwei Studentenpartys mitnehmen möchten, vielleicht nebenher arbeiten oder Hobbys haben, müssen sich eine Alternative ausdenken.

100 Tage werden im Allgemeinen anvisiert, wenn man sich umhört, wie andere das geschafft haben. In dieser Zeit noch einmal alle Standardwerke zu lesen ist utopisch und scheidet aus. Wohl genau aus diesem Grund haben alle großen Lehrbuchverlage auch Unmengen von Vorbereitungsliteratur auf den Markt geworfen. Kurzlehrbücher, Altexamina, eine Mischung aus beiden, doch noch was für die mündliche Prüfung? Da geht der Überblick schnell verloren.

Erstmal ein Plan!

Was man also am Anfang am ehesten braucht, ist ein Plan. In einer größeren Buchhandlung in der Nähe unserer Universität liegen kleine blaue Broschüren von Medi-Learn und der Deutschen Ärztefinanz aus: „Hammerplan – In 100 Tagen zum 2. Staatsexamen“. Der Plan beginnt mit 17 Tagen Innere, zwei Tagen Hygiene, fünf Tagen Pädiatrie und geht dann einmal im großen Ritt über alle Fächer. Dabei gibt es Untergruppen wie beispielsweise „Herz und Gefäße“, für die man drei Tage Zeit bekommt, an anderen Tagen muss man mehrere Unterpunkte schaffen, wie etwa „Berufskrankheiten, Arbeitsunfälle, Begutachtungskunde und ärztliche Aspekte der Rehabilitation“ in der Arbeits- und Umweltmedizin. Ist man am 88. Tag dann durch „Rehabilitation und Naturheilverfahren“ hindurch, folgen zwölf Tage für die Wiederholung alter Examina. Dieser Plan ist zwar umfassend, dabei allerdings auch recht statisch. Hat man doch noch etwas vor in der Zwischenzeit, muss man ihn eigenständig umschreiben.

Praktischer ist da fast ein Onlineplan, den ebenfalls Medi-Learn anbietet. Unter www.medi-learn.de/lernplaner erstellt man in sieben Schritten einen ganz individuellen Plan. Zunächst muss man eingeben, wann man beginnen will zu lernen. Es folgt die Frage, welche Tage man frei haben möchte, wobei man manche Wochentage komplett ausschließen kann. Dann noch eben den Kalender gezückt, Weihnachten, Silvester und Ostern, den Geburtstag der Erbtante und die Hochzeit des besten Freundes rausgesucht und im Medi-Learn-Plan die entsprechenden Häkchen gesetzt. In einem weiteren Schritt kann man angeben, ob man alles noch mal lernen sollte oder ob in manchen Fächern schon Expertenwissen vorliegt. Entsprechend wird der Plan dann abgestuft. Dann braucht das Kind nur noch einen Namen und schon kann der Plan als PDF aufgerufen und ausgedruckt werden. In dem so entstandenen Kalender kann man jeden Tag nachlesen, welches Fach mit welchem Teilgebiet gerade dran ist und wann das nächste Mal frei ist.

Ganz schön lange Kurzlehrbücher

Spätestens jetzt sollte man sich um die entsprechende Literatur kümmern. Große Werke, die alle Fächer im Stile von Kurzlehrbüchern zusammenfassen, sind beispielsweise das gerade im Thieme-Verlag erschienene „AllEx – Alles fürs Hammerexamen“ oder der „Exaplan“ beziehungsweise „Das Hammerexamen“, die beide aus dem Elsevier-Verlag kommen.

Wer den Exaplan nutzt und sich zuvor den Medi-Learn-Plan erstellt hat, dem werden einige Abschnitte bekannt vorkommen: Der Plan orientiert sich am Buch und so ist es ein Leichtes, die relevanten Abschnitte zu finden. Lesen muss man das Buch trotzdem, will man sich komprimiertes Wissen aneignen. Und das ist es auch, was der Exaplan enthält: In 32 Kapiteln auf 2904 Seiten wird die komplette Klinik zusammengefasst. Dazu gibt es eine Checkliste für das Examen mit Hinweisen zur körperlichen Untersuchung, Leitsymptomen von A-Z, kapitelübergreifende Tabellen und eine Übersicht über die klinische Infektiologie. Dabei hält sich der Text sehr nahe an den IMPP-Fragen. Relevantes ist gesondert markiert, manche Formulierungen kommen einem beim späteren Beantworten der Frage schon bekannt vor und mitunter weisen die Autoren auch darauf hin, wenn Dinge in der Realität obsolet sind, aber vom Prüfungsinstitut noch abgefragt werden.

Trotz der Kürze schafft das Buch Querverbindungen, beispielsweise von der konservativen Behandlung in der Inneren im Vergleich mit einer Operation. Es werden in einfachen Worten eigentlich logische Zusammenhänge hergestellt, die während der klinischen Ausbildung irgendwann mal in Vergessenheit geraten sind. So empfiehlt es sich beispielsweise, das Kapitel Klinisch-Pathologische Konferenz noch vor den großen Fächern zu lesen, da dort pathophysiologische Mechanismen einfach erklärt und wiederholt werden.

Doch gerade, weil das Buch so kompakt ist, muss man manchmal doch noch ins Regal greifen. Während man die kleinen Fächer so hinnehmen kann, sollte man insbesondere in der Inneren und der Chirurgie doch die großen Standardwerke griffbereit haben. Viele Aspekte werden zu knapp behandelt und Details werden nicht klar genug herausgearbeitet. Dabei muss wohl jeder selbst entscheiden, in welchem Umfang er lernen möchte.

Mitunter ist es auch schwierig, mit den auf zwei Bände verteilten, knapp 3000 Seiten zu arbeiten. Querverweise auf andere Abschnitte sind nicht immer klar und man muss suchen, ob ein anderes Kapitel oder einfach nur ein anderer Abschnitt im gleichen Kapitel gemeint ist. Zudem sind das Register und die originalen Farbabbildungen nur im zweiten Band. So muss man immer beide Bücher zur Hand haben, will man etwas nachschlagen. Und durch die vielen beteiligten Autoren kommt es hin und wieder auch zu Unstimmigkeiten: So wird der Unterschied zwischen Exsudat und Transsudat beispielsweise an einer Stelle an einem Eiweißgehalt von 2,5 g/dl fest gemacht, an anderer Stelle bei 3,0 g/dl.

Trotz der kleinen Ungereimtheiten: Der Exaplan liefert schnell viel Wissen auf engstem Raum, ist prüfungsbezogen und eingänglich. Es gibt Bilder und – wenn auch manchmal etwas kurz geratene – Fallbeispiele. Mitunter beweisen die Autoren sogar einen etwas schrägen Humor, was das Lernen immer wieder auflockert.

Kreuzen! Kreuzen! Kreuzen!

Susanne Himmelsbach | StudentenPACK.

Es gibt über 13.500 alte Fragen. Sie füllen 12 Bände und eine ganze DVD.

Fragt man Ärzte, wie sie ihr Examen geschafft haben, gibt es nur eine Antwort: Kreuzen! Irgendwie auf die Fragestellung des IMPPs vorbereiten. Am besten geht das natürlich mit Originalfragen aus alten Examina, die das IMPP jeweils nach einem gewissen Zeitraum zur Verfügung stellt. Den meisten wird die „Schwarze Reihe“ hierfür der gängigste Begriff sein, doch wer schon auf den Kauf der 12-bändigen Vorbereitungsliteratur spart, für den folgt hier die Hiobsbotschaft: Die „Schwarze Reihe“ gibt es nicht mehr! Zumindest wird das Gesamtwerk für die einzelnen Fächer nicht mehr herausgegeben. Die Auflage von 2008 ist im Buchhandel zwar noch zu beziehen, die Fragen wurden allerdings seither nicht mehr aktualisiert. Der einzige Grund, die Bücher doch noch zu erstehen, ist die Kurzlehrbuchfunktion, die sie im Kommentarteil wahrnehmen. Dort finden sich einleitende Erläuterungen zu jedem Abschnitt, die das Wissen auf den Punkt bringen und auf Eigenheiten des IMPPs eingehen. Hier beschränkt sich Thieme nun hauptsächlich auf den Onlinemarkt (siehe unten), zwar mit erweiterten Kommentaren, jedoch ohne Lehrbuchfunktion. Lediglich komplette Examina werden noch in Buchform mit den jeweiligen Originalfragen und den zugehörigen Kommentaren verkauft – allerdings mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung: Die aktuelle Auflage beinhaltet Fragen vom Herbst 2011.

Einen anderen Zugang zu den Fragen bietet der „Prüfungstrainer“ von Mediscript. In diesem seien, so der Elsevier-Verlag, von Studenten die 250 häufigsten Fragen aus den vergangenen fünf Jahren zusammengetragen worden, somit seien alle relevanten Themen in einem Buch zusammengefasst. Das Buch beginnt mit dem größten Block: 41 Fragen zur Inneren Medizin, es folgen die Schwerpunkte aller weiteren Fächer, wobei die Chirurgie und die Neurologie mit jeweils 20 Fragen bedacht sind, kleinere Fächer wie die Urologie, die Notfallmedizin oder die klinische Chemie mit ein bis drei Fragen aber fast verschwinden. Zwar ist die Idee, Schwerpunkte zu setzen, nicht schlecht, doch liegt genau hier auch der Schwachpunkt: Während in der realen Prüfung zwischen Fragen nach Grundlagen und Fragen für Einserkandidaten unterschieden wird, werden hier Rosinen gepickt. Sind einem diese während des Lernprozesses noch nicht in allen Details geläufig, löst das Buch mehr Nervosität aus, als es an Lerngewinn bringt. Zwar sind die Kommentare zu den Fragen recht ausführlich und auch mit Schemazeichnungen und Tabellen unterlegt, jedoch bietet das Buch nichts, was andere Kreuz-Trainer nicht auch können. Hinzu kommt, dass die Studenten bei ihrer Zusammenstellung offensichtlich auf alle Fragen verzichtet haben, die sich auf ein großes Fallbeispiel beziehen: Wenn es Fälle gibt, dann sind sie recht stark komprimiert.

Jetzt wird geklickt!

Eine Möglichkeit für die elektronische Bearbeitung der alten Prüfungsfragen bietet die DVD von Mediscript zum Hammerexamen. Aktuell liefert die DVD die Fragen bis zum Herbst 2011, die neue Ausgabe kann jedoch schon vorbestellt werden.

Das wirklich praktische an der DVD: Einmal aufgespielt sind alle relevanten Daten auf dem Rechner und man muss keinen Datenträger mehr mit sich tragen, um loslegen zu können. Doch das Loslegen erfordert eine gewisse Orientierung: Zunächst kann man sich das Examensjahr aussuchen, dann den jeweiligen Prüfungstag – wobei nirgendwo erläutert wird, was wann geprüft wird – und anschließend Fachbereich beziehungsweise Querschnittsfächer. In einer weiteren Spalte kann man die Fragenauswahl dann noch auf Körperteile oder Organsysteme beziehungsweise auf Symptome eingrenzen. Will man beispielsweise die Kardiologie lernen, wählt man zunächst „Innere Medizin“ und dann „Krankheiten des Kreislaufsystems“ aus und schon bekommt man 310 Fragen und 13 Fallbeispiele geliefert. Will man sich nur zur Angina pectoris und zu Bluthochdruck überprüfen, bleiben 78 Fragen übrig – die genaue Zahl wird immer am unteren Rand des Fensters angezeigt. Alternativ kann man auch im Suchfeld ein Wort eingeben und gelangt so zu allen Fragen, in denen oder in deren Kommentarteil das Wort enthalten ist. Sucht man „Tetanus“ landet man also bei Fragen zu Muskelkrämpfen, Reisemedizin, Impfmedizin und Titerbestimmung.

Zur Beantwortung der Fragen kann man dann wählen, ob man im Übungs- oder im Prüfungsmodus arbeiten will. Bei ersterem erscheint ein Kreuz oder ein Haken neben der gewählten Antwort und es steht ein Kommentarteil zur Verfügung. Dabei legt der Elsevier-Verlag, zu dem Mediscript gehört, viel Wert darauf, dass die Kommentare zu den Fragen von Autoren stammen, die Studenten sind oder waren. Im Prüfungsmodus werden einfach nur die Fragen gestellt, wobei oben Zeitbalken mitlaufen, die einen an die 150 Sekunden erinnern, die man je Frage in der realen Prüfung hat. In beiden Modi bekommt man am Ende der Sitzung eine Auswertung und den freundlichen Hinweis darauf, ob man bestanden hat oder durchgefallen ist. Ein Nachteil beim Prüfungsmodus ist, dass man nach der absolvierten Prüfung nicht zu den Fragen zurück kommt, um seine Fehler zu finden und die Kommentare zu lesen.

Um sich selbst eine Lernstruktur zu schaffen, bietet die DVD dem Nutzer die Möglichkeit, in einem Sammelkorb falsch und nicht beantwortete Fragen zu sammeln und jederzeit wieder aufzurufen. Des Weiteren gibt es die Möglichkeit, sich Notizen zu den einzelnen Fragen zu machen – allerdings nur für diejenigen, die dem Programm gestatten, aufs Internet zuzugreifen.

Ein kleines Special-Feature gibt es auch noch: Fehlen dem Prüfling einzelne Begriffe im Gedächtnis, kann über die DVD direkt auf das Roche-Lexikon der Medizin zugegriffen werden.

Nur online kann noch mehr

Die über 13.500 Fragen seit der Jahrtausendwende gibt es natürlich auch online unter www.examenonline.de vom Thieme-Verlag. Der Zugang ist kostenpflichtig und kann für eine Woche, sechs Monate oder ein Jahr aktiviert werden. Alternativ bietet der Marburger Bund seinen Mitgliedern – alten wie neu eingetretenen – einen kostenlosen Zugangscode für 12 Monate.

Hat man sich durch die Anmeldemodalitäten und Bestätigungsmails gekämpft, bietet das Portal dem Neuling diverse „Guided Tours“ per Video, in denen die Seite und die jeweiligen Funktionen erklärt werden. Hier werden auch die verschiedenen Sitzungstypen erläutert: Man kann sich – wie auf der DVD – seine Sitzung nach Fach, Organsystem und Jahr individuell zusammenstellen, sich über einen Schnellzugang in nicht oder falsch beantworteten Fragen prüfen oder in einer Kurzprüfung 50 oder 100 zufällig zusammengestellte Fragen stellen lassen. Für das Ende der Lernphase gibt es dann auch noch die „Generalprobe“ als Prüfungssimulation.

Auch hier kann jederzeit ein Kommentar zu den Fragen eingeblendet werden, der denen in den Büchern der „Schwarzen Reihe“ ähnlich ist, jedoch, so Carola Schindler vom Thieme-Verlag, „deutlich ausführlicher als in den Büchern“ sei und nicht nur die Fragen beantworte, sondern noch viele Hintergrundinformationen liefere. Einen Vorteil hat die Onlineversion gegenüber dem Buch und der DVD in jedem Fall: Die Fragen können jederzeit gepflegt und aktualisiert werden und so kommt es beim Kreuzen schon mal vor, dass über dem Text ein rotes Ausrufezeichen steht mit dem Hinweis, die Frage sei nicht mehr aktuell, Erläuterungen dazu gibt es dann im Kommentarteil.

Thieme bietet hier ebenfalls die Möglichkeit, einen Lernplan zu erstellen, wobei dieser noch variabler ist als der von MEDI-LEARN. Man kann zusätzlich angeben, wie viele Stunden man je Tag arbeiten möchte und die Intensität für jedes Fach noch genauer einstellen. Und der klare Vorteil gegenüber dem Lernplan auf Papier: Man kann direkt auf den für den Tag geforderten Abschnitt klicken und bekommt die entsprechenden Fragen geliefert.

Beim Kreuzen gibt es ebenfalls einen Übungs- und einen Prüfungsmodus, wobei hier der Prüfungsmodus am Ende präzise aufschlüsselt, wo es hapert und die Fragen noch einmal eingesehen werden können. Zudem gibt es eine große Liste für die Übersicht darüber, welche Fachbereiche man schon zu wie viel Prozent bearbeitet hat und wie viel davon richtig war. Thieme arbeitet hier mit einem Farbcode: Ist die Zahl rot, wäre man durchgefallen, ist sie gelb hat man gerade so Glück gehabt und ist sie grün, hat man sicher bestanden.

Examenonline bietet, was das digitale Kreuzen angeht, wohl den umfassendsten und aktuellsten Service und zudem eine Nutzerhotline sowie eine Feedback-Funktion. Kleiner Nachteil: Bei jedem Login muss per Häkchen bestätigt werden, dass man die Inhalte nicht weiterveräußert oder missbraucht, da sie dem IMPP gehören – etwas nervig, aber verschmerzbar.

Mündliches Denken mit fast echten Patienten

Sind die schriftlichen Prüfungen geschafft, heißt es erstmal: Umdenken! Weg von Bleistift und Papier, hin zu richtigen Patienten. Kaum ein Prüfer wird am Patientenbett fünf Antwortmöglichkeiten vorgeben und die Antworten sollten von nun an in ganzen Sätzen gegeben werden. Um das Arbeiten mit einer vorgegebenen Anamnese, das Vorgehen in der weiteren Diagnostik und das Erdenken eines Therapieregimes zu schulen, kann man die Fallbücher des Thieme-Verlages verwenden. Diese gibt es neben der Inneren Medizin und der Chirurgie auch in diversen kleineren Fächern, jedoch lange nicht in allen.

Hat man zuvor passiv im Exaplan gelernt oder nur gekreuzt, erfordern die Fallbücher zunächst ein deutliches Umdenken und Umstrukturieren des eigenen Gehirns – was sie ja auch bezwecken wollten. Hat man sich jedoch einmal darauf eingelassen, sind die Fälle eingängig, kurz und präzise und schulen das strukturierte Vorgehen am Patienten. Die Lösungen und Kommentare sind dabei schlicht und zielführend ohne unnötiges Aufbauschen des Themas. Die Bücher eignen sich dabei sowohl dazu, eben Gelerntes zu rekapitulieren, als auch für einen kurzen Fall zwischendurch.

Die Chirurgie in Fall und Bild

„Hier wird der Klinikalltag lebendig!“, wirbt der Verlag auf der Homepage. Die Bücher seien praxis-, fall- und problemorientiert und könnten so für mehr Sicherheit in einer mündlichen Prüfungssituation sorgen. Im Vorwort zum chirurgischen Fallbuch wird dies noch weiter spezifiziert: Studenten könnten ihr Wissen häufig nicht in Worte fassen oder umsetzen, so der Autor Stefan Eisoldt, und man wolle mit diesem Buch Wissen „aktivieren“ und die Studenten auf das Examen und auf den Berufsstart vorbereiten. So würden aus Anamnesen und ersten Befunden Verdachtsdiagnosen entstehen und über die folgenden Fragen die Themen intensiviert.

Zunächst wird der Leser mit drei verschiedenen Inhaltsverzeichnissen konfrontiert. Das erste ist nach Fällen sortiert. Angegeben werden jeweils Alter, Geschlecht und Symptom des Patienten, was in erster Linie ziemlich unübersichtlich wirkt. Licht ins Dunkel bringt da schon eher das zweite Verzeichnis, das die über das Buch verstreuten Themen zu Gruppen wie Trauma, Abdominalchirurgie, Infektionen und perioperative Probleme sortiert. Hier wird auch gleich deutlich, welche Fachbereiche häufig und welche eher selten vorkommen. Im dritten Verzeichnis geht es schließlich um den Lösungsteil des Buches: Die Patienten sind hier nach Diagnosen, nicht mehr nach Symptomen, gelistet, was ebenfalls etwas unübersichtlich ist, aber in Verbindung mit Verzeichnis zwei sicher zum Ziel führt. Wer alphabetisch nach Diagnosen oder Symptomen suchen möchte, dem wird im hinteren Teil des Buches noch ein Register geboten, in dem allerdings nur auf den Kommentarteil verwiesen wird.

Hat man die erste Orientierung abgeschlossen, sind die Fallbücher weitgehend selbst erklärend. Die Fälle passen auf jeweils eine Seite. Diese beginnt mit einem Fallbeispiel, einem Unfallhergang, teilweise schon mit ersten diagnostischen Angaben. Darauf folgen drei bis sechs Fragen, die sich auf den Fall beziehen, teilweise aufeinander aufbauen und das Thema vertiefen sollen. Auf der Seite gibt es jeweils noch Platz, um sich die Antworten zu notieren. Am Ende der Seite findet sich dann ein Verweis, wo die Lösung des Falles und ein zugehöriger Kommentarteil zu finden sind. Ist die Frage besonders schwierig, so ist sie mit einem dicken „!“ markiert.

Ein festes Schema gibt es in der Abfolge der Fragen nicht. Die erste ist meist nach Pathomechanismen, Verdachtdsdiagnosen oder welche Untersuchungen angestrebt werden sollten. Die weiteren widmen sich spezifischen Erregern, Operationsindikationen und –komplikationen. Es gibt Fragen nach weiteren zu erwartenden Verletzungen, anatomischen Zusammenhängen und auch Definitionen und Begriffserklärungen werden geprüft: Was ist mit „unhappy triad“ gemeint? Wie werden nach der AO Frakturen am Becken klassifiziert? Welche Umgehungskreisläufe gibt es bei portaler Hypertonie? Auch häufige Ursachen für Symptome sollte man möglichst griffbereit haben.

Zu einigen Fragen wird die Bilddiagnostik gleich mitgeliefert. Leider sind die Bilder meist nur so groß wie die Spalten, in die man die Lösung schreiben soll. So sind die gesuchten Strukturen auf CT-Bildern in Verbindung mit der Anamnese meist ordentlich zu erkennen und auch Frakturen sind meist auffällig genug, bei Röntgen-Thorax-Untersuchungen fehlt häufig jedoch schlicht der Kontrast, was verbunden mit der geringen Größe ein Befunden sehr erschwert.

Hat man sich dennoch durch die Fragen gekämpft, kann man in den nach Fallnummern geordneten Lösungsteil blättern. Dort sind zunächst die Fragen noch einmal aufgeführt und stichpunktartig beantwortet. Fragen, die Bilder beinhalteten werden zwar auch mit erläutert, leider werden die Bilder jedoch nicht noch einmal aufgeführt und beispielsweise an den entscheidenden Stellen markiert. Dafür gibt es mitunter weiterführende Bilder, die dann auch erklärt sind, sowie Schemazeichnungen, Klassifizierungen oder bebilderte Untersuchungsmethoden.

Auf den Lösungsteil folgt ein Kommentarteil, der mit einem Kurzlehrbuch vergleichbar, jedoch fallbezogen ist. Hier gibt es Erläuterungen im Fließtext nach einem strikten Aufbau: Zunächst eine Definition, dann Ätiologie und Pathomechanismen, es folgen die Klinik, die Diagnostik, Differentialdiagnosen und letztendlich die Therapie – unterschieden in konservativ und operativ. Teilweise gibt es hier Querverweise auf andere Fälle, die ähnliche Themen behandeln. Der Kommentar endet immer mit „Zusatzthemen für Lerngruppen“, in denen weitere Lernanreize gegeben werden. Wer beispielsweise gerade das Magenkarzinom behandelt hat, kann sich nun auch noch mit Metastasierungswegen, Lokalisationen, TNM-Klassifikationen, Differentialdiagnosen und Abgrenzungskriterien befassen.

Innere Medizin auf den Punkt gebracht

Ganz ähnlich ist das Fallbuch für die Innere Medizin. Hier schreibt der Autor Bernhard Hellmich im Vorwort, ihm sei es ein Anliegen, gezielt relevante Therapien aufzuzeigen, anstelle einer langen Liste von Behandlungen. Alle gängigen Krankheitsbilder und Problemfälle habe er hier mit einem Fallbeispiel gewürdigt. Ebenfalls wichtig sei ihm, dass ein Patient nicht immer alle Symptome aufweise, die das Lehrbuch vorschreibt und manche Patienten auch verschiedene Symptome haben, die nicht unbedingt zu einem gemeinsamen Ziel führen. So habe sich Hellmich bemüht, seine Beispiele an möglichst reale Situationen anzupassen.

Der Aufbau von Fällen, Fragen und dem Platz zum Schreiben ist der gleiche wie im chirurgischen Fallbuch. Hier sind jedoch deutlich mehr Fragen auch bebildert, beziehungsweise mit einem EKG-Befund ausgestattet. Doch es ergibt sich die gleiche Problematik: Röntgenbilder sind zu klein und zu schlecht kontrastiert. Zudem erweist es sich als überaus schwierig, ein EKG auf fünf mal vier Zentimetern ausreichend zu befunden. Wenigstens werden in diesem Buch die meisten Bilder im Lösungs- und Kommentarteil wiederholt und erklärt, leider hat man es jedoch versäumt, ihnen hier mehr Platz zukommen zu lassen, was das Verständnis nicht unbedingt erleichtert. Ein kleiner Pluspunkt: Manche Bilder sind farbig, so kann man zum Beispiel einen Blutausstrich doch sehr gut zuordnen. Auch hier wird im Kommentarteil auf Definitionen, Ätiologie, Pathophysiologie, Stadieneinteilungen, Klinik, Diagnostik und Therapie eingegangen. Je nach Krankheitsbild sind die Kommentare sogar sehr ausführlich und teilweise noch bereichert durch übersichtliche Tabellen, beispielsweise mit diversen Organmanifestationen bei größeren Syndromen. Auch in diesem Buch gibt es Querverweise zu ähnlichen Fällen sowie weiterführende Themen für Lerngruppen.

Komplettiert wird das Fallbuch durch einen sehr umfassenden Anhang mit Laborparametern.

Ein kleiner Wermutstropfen: In der 3. Auflage sind mitunter noch alte Leitlinien verarbeitet, so unter anderem bei der Reanimation.

Es bleibt nur zu hoffen, dass dies in der 4. Auflage geändert wurde, die man aktuell auf der Homepage des Thieme-Verlages bereits vorbestellen kann.

Die Qual der Wahl

Susanne Himmelsbach | StudentenPACK.

Standardwerk und Kuerzlehrbuch – der Stapel zur Prüfungsvorbereitung ist beliebig erhöhbar.

Welcher Weg einen tatsächlich erfolgreich durch das Hammerexamen führt, bleibt letztlich jedem selbst überlassen. Lernhilfen gibt es genug, man muss nur noch die eine finden, die zu einem passt. Und wenn alles nichts hilft: Augen zu und durch!

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